„Ein fanatischer Anhänger des Nationalsozialismus“

 

 

 

Der Mittenwalder Josef Salminger war ein Vorzeige-Offizier der Gebirgstruppe und in zahlreiche Kiegsverbrechen verwickelt – Eine Dokumentation

 

 

Nur wenige Monate ist Josef Salminger mit dem III. Bataillons des 98. Regiments (III./98) der 1. Gebirgsdivision auf dem Balkan im Einsatz. In dieser Zeit verüben er und seine Soldaten zahlreiche Kriegsverbrechen. Als Leisinger im Herbst 1943 von Partisanen erschossen wird, nimmt die Gebirgstruppe dies zum Anlass für ein brutales Massaker an Dutzenden Zivilisten, ein ganzes Dorf wird ausgelöscht. Der Befehl dazu kommt vom später als Kriegsverbrecher verurteilten General Hubert Lanz (Link auf den Tagesbefehl).

 

Josef Salminger wird am 1. April 1943 Kommandeur des III. Bataillons des 98. Regiments (III./98) der 1. Gebirgsdivision – einen Posten, den er schon im Jahr davor innegehabt hatte, doch inzwischen ist er vom Major zum Oberst aufgestiegen. Zur Vorbereitung hierauf hat er die Gebirgs-Jäger-Schule Mittenwald besucht. Dass er ein überzeugter Nationalsozialist ist, hat Salminger schon früher zum Ausdruck gebracht. Sein Regiment nennt er voller Stolz ein „Hitler’sches Regiment“. Im Tagesbefehl vom 1. Juli 1941 betont er die „Notwendigkeit dieses Kampfes gegen die jüdisch-bolschewistische Verbrecherbande“: „dass jeder deutsche Soldat, der Blut und Leben ... lassen muss, tausendfach gerächt werden muss.“

 

Ab dem Frühjahr 1943 ist das 98. Regiment auf dem Balkan im Einsatz und dort vor allem in der sogenannten „Bandenbekämpfung“ aktiv – also dem besonders grausamen Kampf gegen Partisaninnen und Partisanen. Die militärische Führung befiehlt, dass für jeden von Partisanen getöteten deutschen Soldaten 100 Geiseln getötet werden sollen. Dementsprechend wüten die deutschen Truppen insbesondere unter der Zivilbevölkerung. Aus dieser Zeit sind zahlreiche Massaker der Truppe dokumentiert.

 

 

 

16. Mai 1943, Montenegro: Das 98. Regiment meldet „ca. 300 tote Kommunisten“.

 

3. Juli 1943, am Sarantoporo-Pass: Die Kampfgruppe Salminger meldet, „sämtliche Ortschaften im

 

durchstreiften Gebiet niedergebrannt“.

 

3. Juli 1943. Salminger meldet: „weitere Ortschaften niedergebrannt. 87 Verdächtige auf der Flucht erschossen“.

 

4. Juli 1943. Abschlussmeldung: 18 Ortschaften „vollständig zerstört“.

 

8. Juli 1943, Leskovik, Albanien: „Alles was kreucht und fleucht wurde erschossen“ (aus dem Tagebuch eines Gebirgsjägers).

 

10. Juli 1943, Kalovrisi/Griechenland: „Sechs Männer auf den Feldern getötet und alle

 

Häuser in Brand gesteckt.“ (Bericht eines Überlebenden)

 

10. Juli 1943, Melisopetra: Zehn Jugendliche werden als Sühnemaßnahme für die Vernichtung der Brücken durch die Widerständler erschossen. „Selbst die Kirche haben die Deutschen bis auf die Grundmauern niedergebrannt.“ (Bericht einer Zeitzeugin)

 

10. Juli 1943, Mazi: Sieben Einwohner werden ermordet.

 

10. Juli 1943, Aidonochori: „Frauen und Männer liefen davon, aber wen sie fangen konnten, den töteten sie“ (Bericht einer Zeitzeugin). 22 Menschen werden ermordet, vorwiegend Ältere.

 

10. Juli 1943, Kefalovriso: 21 Menschen werden bei lebendigem Leib verbrannt, darunter Priester und Gemeindesekretär. „Säuberungsaktionen im Raum der Gruppe Salminger führen zur

 

Vernichtung von über 100 Banditen.“ (Aus dem Kriegstagebuch des Regiments)

 

9. – 13. Juli 1943: „Über 150 Kommunisten wurden erschossen, 15 Ortschaften abgebrannt.“ Eigene Verluste: 2 Tote, 5 Verwundete, 1 Vermisster. (aus einer Meldung der 1. Gebirgsdivision)

 

7. – 15. Juli 1943: 400 Albaner und 200 Griechen werden getötet, über 1000 Häuser zerstört. Gefangene: 0.

 

22. Juli, „Unternehmen Salminger“, Plaisia: Eine 40- und eine 80-jährige Frau werden ermordet, ein Dorf niedergebrannt

 

23. Juli 1943, Bausi: Sieben Menschen – darunter zwei Frauen und zwei Priester – werden verbrannt.

 

24. Juli 1943, Salmingers schreibt einen Brief an an General v. Stettner: „Es gibt hier nur eins: Die gesamte männliche Bevölkerung festzunehmen, wer sich am Kampf beteiligt oder Banditen unterstützt, müsste sofort erschossen werden.“ Stettner befiehlt darauf noch am selben Tag; „Festnahme von Geiseln in sämtlichen Ortschaften ... Männliche Bevölkerung, die mit der Waffe in der Hand angetroffen wird oder sich in der Nähe von Banden befindet, wird erschossen.“

 

24. Juli 1943, Melia: 14 Menschen werden ermordet.

 

25. Juli 1943, nahe Mousiotitsa: 77 Frauen, Kinder und ein alter Mann werden erschossen. Um gleichen Tag werden in der Umgebung weitere 34 Menschen ermordet. „Ganz egal, wo sie sich gerade befanden, bei den Tieren, in den Steinhütten, in den Viehställen, auf den Feldern oder beim Wasserholen, sie wurden alle getötet. Jeder.“ (aus dem Bericht eines Überlebenden)

 

16. August 1943, Kommeno: 317 Menschen werden ermordet, darunter eine Hochzeitsgesellschaft und zwei Priester. Von den ermordeten sind 172 Frauen, 97 sind jünger als 15. Von 307 Häusern des Dorfes werden 300 zerstört. „Ein Offizier gab den Befehl, dass bei dieser Vergeltungsaktion niemand das Dorf lebend verlassen dürfe.” „Es wurden Handgranaten in die Häuser geworfen und durch die verschlossenen Türen mit Karabinern und Maschinenpistolen geschossen.“ (aus dem Bericht eines beteiligten Soldaten)

 

30. September 1943, Arta: „Als Sühnemaßnahme für Leitungssabotage [Kabeldurchschneiden] wurden im Morgengrauen 17 Zivilisten erschossen.“ (Aus einer Meldung des 98. Regiments)

 

30.September/1.Oktober 1943: Salminger gerät bei einer nächtlichen Autofahrt in einen Hinterhalt der Partisanen und wird erschossen. Es folgt eine brutale Racheaktion im kleinen Dorf Lyngiades.

 

4. Oktober 1943, Ortschaft Lyngiades. Das Feld-Ersatz-Bataillon 79 ermordet 82 Menschen, davon 34 Kinder unter zwölf Jahren.

 

(Quelle: Hermann Frank Meyer, Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg, Berlin 2008.)